Mehrwegbeutel: Schluss mit der Wegwerfgesellschaft

Für lange Zeit galten die unberührten Weiten der Weltmeere als unerschöpflicher Quell des Lebens. Doch das war einmal. Mittlerweile kennt jede*r Bilder von Schildkröten, welche zwischen Plastiktüten hindurchtauchen oder von Walen, deren Mägen mit Plastikmüll gefüllt sind. Erst vergiften wir die Ozeane, dann uns selbst. Dazu überquellende Mülldeponien, Plastikabfälle auf Wiesen, in Wäldern, am Strand und sogar im All. Und das Schlimmste: ein Ende ist nicht in Sicht. Laut dem Plastikatlas 2019 der Heinrich-Böll-Stiftung verursachte jede*r Deutsche im Jahr 2016 rund 38 Kilo Plastikmüll. Damit liegt die Bundesrepublik deutlich über dem EU-Durchschnitt. 

Plastikabfall ist ein globales Problem. Längst hat es sich zu einem ökologischen Dilemma für Mensch und Natur entwickelt. Doch was kann man tun, damit der Zivilisationsmüll wieder aus der Umwelt verschwindet? Und wie verhindert man anschließend, dass immer neuer Abfall seinen Weg in sensible Ökosysteme findet? Mit dem Green Deal soll Europa nun zum weltweiten Vorreiter für nachhaltige Ernährung und biologische Vielfalt werden. Der Artenschutz soll gestärkt, die Landwirtschaft nachhaltiger, Müllberge reduziert werden. Im letzten Jahr wurde sich in Brüssel auf ein Verbot für bestimmte Einwegartikel aus Plastik geeinigt. Die Bundesrepublik zog mit einem Ende 2020 in Kraft tretenden Verbot leichter Plastiktüten nach. Wem Einwegtaschen jedoch schon jetzt nicht mehr in die Tüte kommen, der kann auch als Konsument*in Zeichen für verpackungsfreieren Konsum setzen und seinen Plastikabfall auf eigene Faust reduzieren. 

Seit einigen Jahren öffnen immer mehr Unverpackt-Läden im gesamten Bundesgebiet. Dort kann man Lebensmittel, Kosmetik und Hygieneartikel ganz ohne unnötige Plastikverpackungen kaufen. Die Produkte von NICAMA (früher Apinima) sind bereits in einigen solcher Zero Waste - Läden zu erwerben. Auch durch einen Gang zum lokalen Wochenmarkt kann man seinen Einkauf verpackungsarm gestalten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man in einem klassischen Supermarkt nicht auch darauf achtgeben kann, möglichst wenig Einwegverpackungen in den Einkaufswagen wandern zu lassen. 

Ein möglichst müllsparender Einkauf bedarf ein wenig Planung und ist dennoch – gewusst wie – alltäglich machbar.  Im Folgenden findet Ihr eine kleine Auswahl praktischer Alternativen zur herkömmlichen Plastiktüte: 

Papiertüten: Biologisch abbaubar, aber nicht zwingend ressourcenschonend

Papiertüten sind zwar im Vergleich zu ihren Verwandten aus Kunststoff deutlich schneller und besser abbaubar, allerdings müssen auch sie mit einem nicht zu unterschätzenden Ressourcenaufwand produziert werden. Und bei weitem nicht alles Holz, welches zur Papierherstellung verwendet wird, stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder - noch besser – aus recyceltem Papier. Tatsächlich ist die Ökobilanz einer Papiertüte nur dann besser, wenn sie mehrfach verwendet wird. Häufig genannt wird hierbei das mindestens dreimalige Verwenden der Papiertragetasche. 

Allerdings wird genau das häufig zum Problem. Stellen wir uns zum Beispiel den Besuch beim Bäcker vor. Die dünne Papiertüte in der das belegte Brötchen übergeben wurde, landet auf dem Weg zur Arbeit oder Uni blitzschnell im Müll. Besser sind hier einfache Jutebeutel, in denen man das Brot problemlos nach Hause transportieren kann. 

Stoffbeutel: Eine nachhaltige Alternative, allerdings nur bei häufiger Nutzung

Auch das Bundeszentrum für Ernährung findet den Griff zu einem Stoff – oder Jutebeutel am ehesten vertretbar. Jedoch nur dann, wenn man diesen auch wirklich mehrfach verwendet. Denn die Produktion der Stofftaschen ist in den meisten Fällen zunächst umweltschädlicher als die von Einwegtaschen. Dies liegt daran, dass die Produktion von Baumwolle durch hohen Wasserverbrauch und Pestizideinsatz ebenfalls die Umwelt belastet. Es sollte daher laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) immer zu Stofftaschen aus fair angebauter Bio-Baumwolle gegriffen werden. 

Nachhaltige Unverpackt-Alternativen aus recycelter Baumwolle werden mittlerweile von verschiedenen Herstellern angeboten. So gibt es beispielsweise dünne, naturbelassene Stoffbeutel, die sich mit einer Kordel verschließen lassen und sich besonders gut für den Einkauf beim Bäcker eignen. Möchte man seinen gesamten Markteinkauf unterbringen, greift man vielleicht eher zu einem größeren Beutel. In neuen, innovativen Stofftaschen, die mit pflanzlicher Stärke beschichtet sind, kann Obst, Gemüse und Brot nicht nur transportiert, sondern darüber hinaus zu Hause gekühlt oder ungekühlt auch länger frisch gehalten werden. Gut produzierte Stofftaschen und Jutebeutel sind in der Regel sehr robust, halten viele Jahre und können gewaschen werden. Eine starke Alternative für einen Alltag ohne Einwegverpackungen!

Mehrweg-Netze: Für alle, denen loses Gemüse nicht mehr in die Tüte kommt

Gerade die dünnen Plastiktüten für Obst und Gemüse, sogenannte Hemdchen-Beutel, werden in der Regel nach einmaliger Verwendung entsorgt. Nicht selten landen sie dann in der Umwelt, wo sie etwa 10 bis 20 Jahre brauchen, bis sie vollständig zersetzt sind. 

Aber auch hier gibt es praktische Unverpackt-Alternativen. Recht bekannt sind mittlerweile sogenannte Mehrweg-Netze. Diese Netze sind aus Bio-Baumwolle, fair produziert und ihr Eigengewicht ist aufgedruckt. Einziges Manko: Noch sind die Schilder mit aufgedrucktem Label bei manchen Herstellern aus Polyester. Auch einige Supermärkte sind mittlerweile auf den Zug aufgesprungen. So bieten z.B. Alnatura, LIDL, Edeka und Rewe ihre eigenen Mehrwegnetze an. Ein gutes Beispiel, was Druck von Seiten der Konsument*innen bewegen kann. 

Glasbehälter: Bei langfristiger Nutzung eine umweltfreundliche Verpackungsvariante

Mag man es lieber klassisch und stört einen das zusätzliche Gewicht nicht, so kann man natürlich nach wie vor zu herkömmlichen Glasbehältern greifen. Aufbewahrungsbehälter aus Glas eignen sich ideal für Lebensmittel und sind darüber hinaus auch noch schön anzusehen. Allerdings sollte man auch hier beachten, dass man mit Glas nur dann eine umweltfreundlichere Verpackungsalternative gewinnt, wenn man sie langfristig als Vorratsdose oder zum Abfüllen in verpackungslosen Läden nutzt. Der Vorteil von Glas ist zudem, dass es nicht mit anderen Elementen reagiert, also keine Stoffe an die aufbewahrten Lebensmittel abgibt.

Häufiges Wiederverwenden – der Schlüssel zur positiven Ökobilanz

Egal, für welche Alternative ihr euch entscheidet, grundsätzlich gilt: Je öfter ihr eure Beutel, Tüten und Netze benutzt, desto besser die Ökobilanz. Idealerweise achtet ihr darauf, möglichst immer einen Mehrwegbeutel für euren nächsten Einkauf parat zu haben. Lasst diesen einfach dauerhaft in eurem Rucksack, eurer Handtasche oder im Auto. Plastiktüten sollten stets vermieden werden. Falls Beutel, Einkaufskorb oder Mehrwegnetz doch einmal vergessen worden sind, dann verwendet die gekauften Papier- oder Plastiktüten im Anschluss mehrfach und so oft wie möglich! Jede*r einzelne Verbraucher*in kann zur Rettung unserer Umwelt beitragen, indem Plastikverpackungen möglichst vermieden, Tüten mehrfach benutzt und Nachfüllpackungen verwendet werden, die weniger zusätzliche Umverpackung als das Original haben. So könnt auch ihr im Alltag unkompliziert einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen die Plastikflut leisten! 

 

Autorin: Hanja Runge

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